28.01.16
Fotorezeptor und Lichtfarbe - die Dimensionen des Lichts
Licht ist deutlich mehr als nur Helligkeit, die uns das Sehen ermöglicht. Warum sonst fühlen wir uns an einem sonnigen Sommertag frisch und voller Energie, hängen dafür im typischen Novembergrau regelmäßig durch? Warum versetzt uns ein farbintensiver Sonnenuntergang in romantische Stimmung, wohingegen wir hellblaues Licht als kalt empfinden? Es müssen also weitere und intensive Wechselwirkungen zwischen dem uns umgebenden Licht und unserem Organismus stattfinden, um diese Empfindungen zu erklären.
Über die sogenannte "Master Clock", also die innere Uhr, die auch als circadianer Rhythmus bezeichnet wird, sind sich die Wissenschaftler längst einig: Sie wird vom Licht gesteuert und entspricht dem Rhythmus der Erdumdrehung. Experimente haben belegt, dass Menschen, die permanent der Dunkelheit ausgesetzt werden, diese Orientierung und damit auch ihren Schlaf-Wach-Rhythmus verlieren. Die Synchronisation verdanken wir der Evolution, der genaue Ablauf ist jedoch erst seit einigen Jahren bekannt. Die Entdeckung eines dritten Fotorezeptoren auf der Netzhaut brachte nämlich die Erkenntnis, dass Sehnerv und Sehzentrum für das Sehen selbst zuständig sind, die biologischen Reize allerdings über das Rückenmark und die Zirbeldrüse verarbeitet werden: Die Hormonproduktion wird angeregt oder gedrosselt. Gleichzeitig kann Licht die für Aktivität bzw. Informationsverarbeitung zuständigen Bereiche im Gehirn beeinflussen - und uns so in Bewegung oder Entspannung versetzen.
Es gibt aber eine weitere Dimension, die Licht in so unterschiedlicher Weise auf uns wirken lässt: die emotionale. Empfinden wir beispielsweise einen grauen Himmel und fahles Licht als bedrohlich, atmen wir im klaren Licht eines Sommermorgens befreit auf. Über die Lichtstärke hinaus spielt also auch die Farbe eine Rolle für unser Wohlbefinden: Oranges Licht wird längst zur Beruhigung eingesetzt, beispielsweise von Schulklassen, blaues hingegen, um die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Umgekehrt lässt uns blaulastiges Licht, wie es zum Beispiel vom Fernseher ausgestrahlt wird, schlecht zur Ruhe kommen und eine zu schwache gelbliche Arbeitsplatzbeleuchtung am frühen Morgen nicht richtig wach werden. Wirklich gesundes Licht hingegen richtet sich am natürlich Vorbild aus, nämlich an der Sonne: Eine optimale Mischung aus UV-A-, UV-B- und Infrarot-Bestandteilen sowie allen sieben Regenbogenfarben spricht die Fotorezeptoren im Auge perfekt an und löst all die Impulse aus, die ein frischer Sommertag geben würde - bis die Vollspektrumlampe wieder ausgeschaltet wird.